1991 bis 1995/1996 Drucken
Geschrieben von: Annette Krug   
Mittwoch, den 29. Februar 2012 um 22:56 Uhr

Saison 1991/1992

 

Ein Problem der abgelaufenen Saison verfolgte den TSV auch in der darauffolgenden Serie 91/92. Woche für Woche durften die Verantwortlichen die Daumen drücken, dass alle Akteurinnen beim nächsten Spiel anwesend waren. Der Kader war auf ein Minimum zusammengeschrumpft und nur durch Unterstützung aus dem Unterbau, der Mädchenmannschaft, konnte stets mit voller Kapelle aufgelaufen werden. Betrachtet man die Saison aus diesem Blickwinkel, konnte man mit dem abschließenden 4. Platz mehr als zufrieden sein. Für den scheidenden Trainer Helmut Krug sicherlich ein versöhnlicher Abschied von seinen Damen.

 
 

Saison 1992/1993

 

Zu Beginn der Saison 92/93 hatten sich die Personalprobleme für das neue Trainergespann Dieter Junge/Matthias Kraß aufgrund einiger Neuzugänge vermindert. Und der TSV kam zu seiner ersten „echten" Torfrau Nicole Junge. Standen ihre Vorgängerinnen in allen Jahren zuvor mehr oder weniger zähneknirschend im Kasten so sollte sie künftig ihre Ambitionen auf die Nr. 1 mit dem entsprechenden Engagement unterstreichen. Unzählige Arztdossiers können dies bis heute eindrucksvoll belegen. Eine weitere Neuerung war die Einführung von Spitznamen" für die ein oder andere Akteurin. Nötig wurde diese Maßnahme nachdem bei einem Vorbereitungspiel auf den Trainer-Ausruf: Sandra geh drauf" gleich vier (!) Blau-Weiße eine gegnerische Spielerin überrannten. Dies sollte jedoch einer der wenigen lustigen Augenblicke der Spielzeit bleiben. Denn nach einem guten Start wurden unsere Frauen nach hinten durchgereicht und überwinterten auf einem Abstiegslatz. Zum Rückrundenstart gab Silke Zander mit vier Treffern beim 4:1 Siegen gegen Diemelsee die Initialzündung für ein Zwischenhoch von vier Siegen und zwei Remis in Folge, ehe man zum Saisonabschluß wieder einige Punkte verschenkte und um Haaresbreite (1 Punkt) am Abstieg vorbei schrammte.

 
 

Erster Kreispokal-Erfolg

 

Bevor wir uns in dieser Chronik der folgenden Serie widmen, sollte erwähnt werden, dass jährlich zu Saisonbeginn der Kreispokal ausgespielt wird. Mangels Masse bedeutete Runde 1 meist zugleich das Halbfinale. In den vorhergehenden acht Jahren schafften die TSV-Damen mit einer Ausnahme (man erinnere sich an das legendäre Halbfinale in Obermelsungen, bei dem im Elfmeterschießen keine (!) Ellenbergerin traf stets den Einzug ins Endspiel. Immer hieß der Gegner und Sieger Niedervorschütz. Im neunten Anlauf sollte es dann klappen. Sandra Schade und Silke Zander im Doppelpack sicherten beim 3:2 Erfolg in Vorschütz den Sieg. Das Schicksal wollte es dass als Interimstrainer an diesem historischen Tag Helmut Krug hinter der Bande stand. Für ihn war es sozusagen ein Sieg in der Verlängerung.

 
 

Saison 1993/1994

 

Martina Röhrig, die die Geschicke des Vereins seit den Gründertagen als Spartenleiterin gelenkt hatte, stellte ihr Amt vor Beginn der neuen Serie zur Verfügung. Als Nachfolgerin wurde Sandra Lofi bestimmt, die diese Aufgabe bis zum Jahr 1998 erfüllt. Die folgende Saison war wohl eine der ausgeglichensten in der Geschichte der Bezirksliga. Zwischen Aufstiegsplatz und Abstiegsrelegation lagen am Ende lediglich 6 Punkte. Irgendwo in der Mitte unsere Damen. Zumindest brachte Trainer Junge mit seinem oft zitierten Ausruf „Das glaub Ich doch einfach nicht" den Saisonverlauf auf den Punkt. Augenzeugen sind heute noch am Überlegen ob die Blau-Weißen im besagten Jahr öfter das Tor oder das Gestänge trafen. Neben dem Klang von Aluminium gab es den wahrscheinlich klangvollsten Namen in der Geschichte des TSV zu bewundern: Sascha Cocheret de la Moriniere. Die Niederländerin verbrachte zwar nur eine kurze aber effektive Zeit in Nordhessen. Sie trieb nicht nur ihren Gegenspielerinnen, sondern nach einem Torerfolg auch den Statistikern und Berichteschreibern den Schweiß auf die Stirn.

 
 

Nicole Junge

 

Der 11.05.94 war der Tag der Nicole Junge. Im Hessenpokal mußten unsere Damen gegen den übermächtig erscheinenden Gegner aus Calden ran. Gegen die Reserve des Oberligisten hatte man schon des öfteren gespielt. Aber wie hoch würde man wohl gegen deren „Erste" untergehen. Allein der Name Birgit Austermühl, seinerzeit aktive Nationalspielerin ließ nicht Gutes ahnen. Aber die Nummer 1 im TSV-Gehäuse flog an diesem Nachmittag häufiger als die Lufthansa und war beim 0:4 die Heldin des Tages.

 
 

Saison 1994/1995

 

Die Saison 94/95 kann ergebnismäßig als die kurioseste in der Geschichte der Blau-Wei­ßen Damen betrachtet werden. Nachdem das Auftaktmatch gegen Fürstenhagen mit 3:2 gewonnen wurde, verloren die Ellenbergerinnen die vier darauffolgenden Spiele und gin­gen auch im Kreispokal gegen die klassentiefer eingestuften Obermelsunger mit 1:5 baden. Der katastrophale Start erreichte im legendären Flutlicht-Krimi gegen die SG Gilsa-Jesberg seinen unrühmlichen Höhepunkt. Nachdem die Scheinwerfer beim Stand von 0:1 kurz vor Ende der Begegnung ausgefallen waren versuchten es die TSV-Verantwortlichen mit aussitzen. Mit beiden Augen auf eine Wiederholung schielend wurden sie jedoch vom Verband eines Besseren belehrt. So waren nicht nur die Punkte weg, sondern es hagelte noch eine saftige Geldstrafe. Die Dunkelheit über dem Ellenberger Sportplatz war symbolträchtig angesichts des nun errungenen letzten Platzes. Doch in der vorherrschenden Dunkelheit betrat eine 15-jährige Lichtgestalt den grünen Rasen und zog alle Aktiven in ihren Bann und führte sie von Sieg zu Sieg: Inka Dömges. Am siebten Spieltag lief sie erstmals für den TSV auf. Der Gegner der SV Neukirchen wurde auf eigenem Platz mit 12:0 abgeschossen wobei sich Dömges fünfmal als Torschützin feiern lassen konnte. Am Saisonende hatte sie in 10 Partien sage und schreibe 23 Treffer erzielt und somit einen erheblichen Beitrag am Aufschwung beigetragen. So beendeten die TSV Damen die Saison auf Platz 3 und hätten eigentlich die Relegationsrunden um den Aufstieg bestreiten können. Da jedoch die Mannschaft aus Fürstenhagen am letzten Spieltag zum dritten Mal nicht angetreten war, wurden sämtliche Punkte gegen dieses Team aus der Wertung genommen. Da die Ellenbergerinnen im Gegensatz zur SG Kaufungen beide Spiele gegen Fürstenhagen gewonnen hatten, standen statt dessen die Frauen aus dem Lossetal in der Aufstiegsrunde.

 

Neue Trainer

 

Nachdem zum Ende der Serie das Trainergespann Junge/Kraß aus beruflichen Gründen seinen Rücktritt verkündete schien die Suche nach einem neuen Trainer zunächst schwieriger als die nach der berühmten Nadel im Heuhaufen. Aus der Not heraus und buchstäblich in letzter Minute sprang dann der Mann der ersten Stunde in die Bresche. Klaus Dittmar, unterstützt von Frank Böhm, übernahm das Ruder für ein Jahr.

 
 

Saison 1995/1996

 

Und das sollte es in sich haben. Dittmar erwies sich von Beginn an als großer Verfechter des Spielwitzes. Er stellte das Konditionstraining hinten an und machte das Kombinationsspiel zur Chefsache. Warum und wieso die TSV-Kickerinnen den Aufschwung der letzten Serien trotz extrem dünner Personaldecke noch ins Unermeßliche steigern konnten, weiß wahrscheinlich niemand so genau. "S' paßte halt" pflegte der Übungsleiter zu argumentie­ren. Fakt ist, dass der TSV der Jahre 95/96 der vielleicht beste war, den man bisher be­staunen konnte. Den Auftakt setzte der Pokalfight in Niedervorschütz. Die Tatsache, dass die gesamte Truppe tags zuvor bis in die Morgenstunden geschlossen auf einer Feier zugeschlagen hatte, ließ ein schweres Spiel erwarten. Doch die Zuschauer trauten ihren Augen nicht, als die Akteurinnen ihren Rausch aus den Köpfen unmittelbar aufs Spielfeld übertrugen und Fußball nicht nur spielten, sondern zelebrierten. 8:0 wurden die Gastgeberinnen geschlagen und das Endspiel eine Woche später wurde ebenso souverän mit 7:0 gegen Elbersdorf gewonnen. Neben der seit Jahren bewährten Mittelfeldachse Röhrig/Krug bildete sich im TSV-Team das so genannte magische Dreieck, bestehend aus Inka Dömges, Mariska Heitmann und Silke Zander. Die hervorragenden Leistungen aus den Pokalspielen wurden problemlos in die folgende Serie mitgenommen. Teilweise standen dem Trainergespann nur 11 Aktive zur Verfügung (Torfrau Nicole junge gab sogar ihr Debüt als Feldspielerin, da sie aufgrund einer Handverletzung nicht in den Kasten konnte, um die Mannschaft voll zu kriegen) doch an den Ergebnissen ging dies spurlos vorüber. Nachdem man als Herbstmeister überwintert hatte, ließ man die Aufstiegskandidaten aus Baunatal, Calden und Jesberg auch in der Rückrunde links liegen und stand bereits am vorletzten Spieltag als Meister fest. 41 Punkte aus 16 Spielen, sowie ein Torverhältnis von 43:10 wurden ausgiebig gefeiert, ehe man sich traute an die kommende Saison zu denken